Eine kleine Geschichte

 

Die Sage von den steinernen Linsen

 

Vor etlichen hundert Jahren, am Tag der heiligen Gertraud, der auf den 17. März fällt, zogen die frommen Bürger von Guttaring zum Kirchlein St. Gertraud, um dort nach dem alten Brauch und Herkommen die heilige Messe zu hören.
Sie staunten nicht wenig, als sie nahe am Ortsrand einen Nachbarn antrafen, der gerade im Begriff war, die neue Linsensaat auf sein Feld aufzubringen. Geschah es aus Not oder in Auflehnung, wer will das heute genau wissen? Die Kirchengänger jedenfalls hielten an und redeten gut auf den Landmann ein, er möge doch gleich ihnen den Feiertag halten und einen Tag später sähen. Sie ernteten dafür aber nur grobe Reden und mussten den Weg - wenn auch mit Kopfschütteln - fortsetzten, um nicht noch selber säumig zu werden.
Als der Märzwind schon längst nicht mehr wehte, die Linsenfelder rund um Guttaring herrlich heranwuchsen und die Zeit der Ernte kam, hatte man den Vorfall vom St.-Gertrauds-Tag fast schon vergessen, doch siehe da! Freuten sich die anderen ob des guten Ertrages, so musste der Feiertagsschänder erkennen, dass in seinen Linsenschoten lauter kleine Steinchen anstatt guter Früchte lagen. Seine Erlösung kann nicht eintreten, ehe nicht die letzten Steinchen dieses Feldes aufgelesen sein werden.
Um ihnen, verehrte virtuelle Besucher und Gäste, die "Erlösungstat' ein wenig einfacher zu machen, hat die Marktgemeinde Guttaring vor dem Linsenfeld eine schöne, hölzerne Hinweistafel aufstellen lassen.